Tausende Zuschauer feiern Olympia-Asse in Potsdam

06.07.2016

Die Erfolge der Kanuten bei den Olympischen Spielen in Rio sind am Sonntag beim 12. Kanalsprint in der Potsdamer Innenstadt noch einmal gewürdigt worden. 10 500 Zuschauer kamen, um die Olympia-Helden in Aktion zu erleben.

Potsdam „Ich bin noch erstaunlich gut drauf“, sagte Stefan Kiraj und nahm einen großen Schluck Wasser aus dem Plastebecher. Der Kanute vom KC Potsdam gab 24 Stunden zuvor im Rathaus seiner Sandra (28) das Ja-Wort und lief in den Hafen der Ehe ein. Anschließend ging es zur Party standesgemäß auf das Wasser. „Wir hatten drei Flöße gechartert und haben zwischen Glienicker Brücke und Schloss Babelsberg dann eine kleine Party-Insel gebildet. Das war alles super, besonders als das Grillboot andockte“, erzählte der Frischvermählte, der nach einer Schippe Schlaf beim 12. Potsdamer Kanalsprint am Sonntag Nachmittag schon wieder im Boot kniete.

Stefan Kiraj paddelt in den Hafen der Ehe

Die Potsdamer Olympia-Starter und ihre Gäste aus dem In- und Ausland lieferten sich auf dem 180 Meter langen, extra gefluteten Stadtkanal in der Yorckstraße vor 10 500 Zuschauern packende Rennen. Vor allem die großen und kleinen Autogrammjäger kamen auf ihre Kosten. Ein älterer Herr aus Berlin hatte schon das Rio-Olympiabuch parat. „So viele Olympia-Medaillengewinner bekomme ich sonst nicht auf einmal“, sagte er und verschwand schon wieder, als er den Dresdner Tom Liebscher im Gewusel entdeckt hatte.

Liebschers Zweierpartner Ronny Rauhe, der erst im K1-Finale dem Franzosen Maxime Baeumont unterlag, machte es auf dem Wasser schon wieder fast so spannend wie in Rio. „Nach fünf Tagen Ostsee-Urlaub bin ich ganz entspannt. Die Erholung konnten wir noch mal gut gebrauchen.“ Denn Ehefrau Fanny erwartet in vier Wochen das zweite gemeinsame Kind. Sohnemann Til (2) bekommt noch ein Brüderchen. „Darauf freuen wir uns riesig“, sagte Rauhe, der seit seinem Olympia-Bronze-Happy End nur noch mit einem breiten Grinsen im Gesicht zu erleben ist.

Brendel und Rauhe haben viel zu tun

Ganz in den Vaterpflichten aufgegangen ist auch Doppel-Olympiasieger Sebastian Brendel. Töchterchen Hanna hatte am Samstag Schulanfang. „Das war ein tolles Erlebnis“, sagte Brendel, der die Kleine an diesem Montagmorgen auch zur Schule bringen will. „Es ist schön, wenn wir so tolle Werbung für den Kanu-Sport machen können.“ Unentwegt musste der 28-Jährige Autogramme schreiben, dass man schon befürchten musste, er bekommt wunde Finger. Aber das Paddel hielt er ebenso fest im Griff wie sein Zweier-Canadier-Partner Jan Vandrey, beide verloren im C2-Finale gegen die Spanier Alfonso Benavides/Antoni Segura.

Der Überraschungs-Olympiasieger Vandrey hatte Lebenspartnerin Stephanie mit an die Strecke gelotst, Opa Harry blieb mit Töchterchen Mimi Saphira zu Hause. „Ich wohne ja gleich um die Ecke“, so Vandrey, der sich schon auf den Urlaub im Champions Club Ende des Monats in Spanien freut. „Es haben sich unglaublich viele Leute bei mir gemeldet und mir gratuliert. Da waren auch fünf, sechs dabei, die den Namen Vandrey tragen, aber die nicht mit mir verwandt sind. Sie haben sich trotzdem mit mir gefreut.“

Katrin Wagner-Augustin ist begeistert

Tina Dietze, die mit der Potsdamerin Franziska Weber in Rio im Zweier- und Vierer-Kajak zweimal Silber erpaddelte, kam wieder aus Leipzig angereist. „Es macht doch Spaß, wenn so viele Zuschauer dabei sind“, sagte die Sächsin. „Diese Aufmerksamkeit genieße ich einfach, ebenso wie die vielen Empfänge in den letzten Tagen.“

Auch Katrin Wagner-Augustin (38) schaute vorbei. Die viermalige Olympiasiegerin, die wegen des zweiten Kindes nach Sohnemann Emil (5) – Töchterchen Amelie Mathilda ist jetzt neun Monate alt – im Vorjahr zurückgetreten war, sagte: „Die Kanuten waren in Rio großartig. Ich habe im Urlaub immer geschaut, dass ich keine Entscheidung verpasse. Ich hätte nicht gedacht, dass das Zuschauen soviel Spaß macht.“ Beim Kanalsprint ging es ihr genauso.

Info: Weitere Bilder unter
www.maz-online.de/kanalsprint2016

Von Peter Stein