Um Zentimeter an Gold vorbei

18.07.2016

Um Zentimeter an Gold vorbei

von Peter Könnicke (mit dpa und Christian Hönicke)
In einem packenden Rennen gewinnen FRANZISKA WEBER und Tina Dietze Silber im K2

Nach 500 Metern fehlten ein paar Zentimeter. Um fünf Hundertstel Sekunden verpassten Potsdams Rennkanutin Franziska Weber und ihre Leipziger Partnerin Tina Dietze die Wiederholung ihres Olympiasiegs von 2012. In einem packenden Rennen waren kurz vor dem Ziel die Deutschen in Führung gegangen. Mit den letzten beiden Paddelschlägen zog das ungarische Kajak-Duo Gabriella Szabo und Danuta Kozak noch vorbei.

Dennoch waren die beiden Deutschen keineswegs enttäuscht. „Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Wir haben ein Super-Rennen abgeliefert. Nach so einem Rennen kann man sich auch über Silber freuen“, sagte Franziska Weber. „Das ist ein ärgerlicher Wimpernschlag, deswegen habe ich im Ziel auch ins Wasser geschlagen und dachte: Verdammt!“, sagte die Leipzigerin Dietze. „Aber es ging kein Millimeter mehr. Wir haben uns nichts vorzuwerfen, wir sind super happy.“

Dass der K2 in dieser Besatzung überhaupt am Start war, ist das Ergebnis einer Rückbesinnung auf die Stärke dieses Bootes. Denn zwischenzeitlich waren Weber und Dietze getrennte Wege gegangen – rein sportlich, denn beide verbindet seit Jahren eine enge Freundschaft. Doch mit Beginn des Olympiajahres setzten sich die Olympiasiegerinnen von London wieder in ein Boot, justierten an den wichtigen Stellschrauben, um sich in Form zu bringen. Nach einem überlegenen Halbfinale in Rio lieferten sie sich mit den Top-Favoriten aus Ungarn bis zum letzten Zentimeter einen packenden Kampf.

Wegen ihrer nächsten Rennen in Rio kündigten Weber und Dietze nur eine gemäßigte Feier am Abend an: „Wir werden mit Orangensaft oder Apfelsaft anstoßen.“ Die beiden Kajak-Frauen treten in Rio nicht nur gemeinsam im Zweier, sondern auch noch im Vierer über 500 Meter an und dürfen in dieser Disziplin an der Seite ihrer Teamkolleginnen Sabrina Hering und Steffi Kriegerstein auf eine weitere Medaille hoffen. Weber startet obendrein auch noch im Einer, gilt in dieser Klasse aber als Außenseiterin. „Die Medaille kommt heute Nacht mit ins Bett, das ist dann genug gefeiert“, sagte Weber. „Dann geht es morgen steil weiter.“

Zu den vielen Gratulanten zählte auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke. „Das war ganz großes Kino“, sagte er. „ In einer Zentimeter-Entscheidung gegen eine superstarke Konkurrenz haben Sie die Silbermedaille ‚an Land gezogen‘. In Rio habe Sie einmal mehr gezeigt, dass Sie zum Saisonhöhepunkt Spitzenleistungen abrufen können. Für die noch anstehenden Wettkämpfe bei den Olympischen Spielen drücke ich ganz fest die Daumen.“ Woidke dankte zugleich Trainern, ehrenamtlichen Helfern und dem ganzen Team, die durch ihr Engagement Anteil an den Erfolgen der Potsdamer Athleten haben. Kurz zuvor hatte Woidke auch Sebastian Brendel gratuliert.

Peter Könnicke (mit dpa und

Christian Hönicke

dpatopbilder Franziska Weber (L) and Tina Dietze of Germany kiss their Silver medals during the medal ceremony after the Women's Kayak Double 500m Final during the Canoe Sprint events at Lagoa Stadium during the Rio 2016 Olympic Games in Rio de Janeiro, Brazil, 16 August 2016. Photo: Soeren Stache/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

dpatopbilder Franziska Weber (L) and Tina Dietze of Germany kiss their Silver medals during the medal ceremony after the Women’s Kayak Double 500m Final during the Canoe Sprint events at Lagoa Stadium during the Rio 2016 Olympic Games in Rio de Janeiro, Brazil, 16 August 2016. Photo: Soeren Stache/dpa +++(c) dpa – Bildfunk+++